Kurze Geschichte der Bruderschaft

Junggesellenbruderschaft St Johannes zu Wissel  1730 – 1920

 

Die Bruderschaften sind überall stolz auf ihre Tradition. Wie alt diese Tradition ist, dürfte vielfach unbekannt sein, zumal man sich heute über die Entstehungsgeschichte der Schützenvereine oder Schützengilden allgemein wenig Gedanken macht. Um so interessanter dürfte eine kleine Rückschau sein.

Ursprünglich war es Mittelalter eine Organisation von Bürgern, die sich im Schießen mit der Armbrust übten, um ihre Heimat verteidigen zu können. Es handelt sich also um Vereine von Bürgern, die innerhalb eines Zusammenschlusses in der Handhabung von Waffen unterrichtet und ständig in Übung gehalten wurden. Es war noch in der Zeit, in der jeder Bürger sowohl das Recht als auch die Pflicht zum Waffentragen und zur Verteidigung des Landes hatte. Die Gründe lagen in den blutigen Ereignissen vor 1730; z.B. dem Dreißigjährigen Krieg. Dadurch wurde die bäuerliche Welt in vielen Gegenden tief und nachhaltig beeinflusst. Ihre Niederlage im Bauernkrieg hat die abhängige Stellung der Bauern verstärkt. Schlimmer noch. Sie sahen sich nicht nur vom öffentlichen, sondern zunehmend auch vom geistigen Leben ausgeschlossen. Durch den Dreißigjährigen Krieg wurde das Land viel stärker getroffen als die Stadt, denn den Dörfern fehlte es meist an festen Mauern und an genügenden Verteidigern. Die Brutalitäten der räubernden Heere führten zu einer allgemeinen Verwahrlosung. Frauen entliefen den Männern, Kinder den Eltern; Trunksucht war an der Tagesordnung. Der Zugewinn der bürgerlichen Freiheiten in Preußen war dann die Aufhebung der bäuerlichen Erbuntertänigkeit durch die Stein`schen Reformen zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Das Leben auf dem Land war all die Jahrhunderte hindurch recht mühselig und nicht komfortabel. Der Bauer erfuhr kaum etwas von der Welt draußen (viele kamen im ganzen Leben nicht weiter als in die nächste Stadt) und Zeitungen gab es für sie nicht, selbst wenn sie lesen konnten. Doch war das bäuerliche Leben nicht in allem ärmer als dass der Gutsherren und Städter. Bäuerliche Feste hatten ihren eigenen Charakter und Wert. Die bäuerliche Welt war immer auch schon Wahrer alter Sitten und Gebräuche.

Es regierte der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. unter dessen Regentschaft 1730 die Junggesellenbruderschaft St. Johannes in Wissel gegründet wurde.

Die meisten niederrheinischen Bruderschaften stammen aus dem 13. Jahrhundert. Unser Schützenverein, der das Motto „Für Glaube, Sitte und Heimat“ führt, dagegen aus dem 18. Jahrhundert Diese Besonderheit kann hier nicht erschöpfend behandelt werden, jedoch sollte man darüber Vermutungen anstellen. Bei den Schützenbruderschaften stand der Gedanke der Wehrleistung im Vordergrund, also die Sicherung von Hab und Gut wahrscheinlich gab es damals in Wissel außer der Kirche und wenigen Höfen nichts weiteres zu schützen und über dies kaum Sicherungsmöglichkeiten. Im Gegensatz zu den Städten (z.B. Kalkar) war Wissel nicht von einer starken Stadtmauer sondern von niedrigen Dämmen umgeben. Darüber hinaus waren die Wisseler nicht zahlreich genug, um bei fehlenden Abwehrmöglichkeiten einem Feind zu trotzen. Insofern finden wir die Bedingungen, die in den mittelalterlichen Städten herrschten, im kleinen Dorf Wissel nicht vor.

Aufgaben kamen der Junggesellenbruderschaft St. Johannes in Wissel sowohl im kirchlichen als auch im weltlichen Leben zu. Die Teilnahme an Prozessionen, Zahlungen für abgehaltene Vigilien für die Verstorbenen. und Spenden an die Pfarrkirche gehörten genauso zum Vereinsleben wie die Bruderschaftsandacht.

Aber auch Feiern konnten die St. Johannes-Schützen in Wissel auf ihren Patronatfesten. Beim Umzug durch das Dorf trugen sie ein hölzernes Gewehr, welches mit einem Blümchen ge-schmückt wurde. Sie trafen sich zu Schießübungen (z.B. Vogelschießen) und pflegten die Nachbarschaftshilfe sowie die Armenspeisung. Außerdem hatten sie eine Abgabe an den Dorfschulmeister zu entrichten.

Wir als St. Johannes Schützenbruderschaft können besonders Stolz auf unser wertvolles Schützensilber sein, auf das noch näher eingegangen wird. (Norbert Ackermann)

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